LANGUAGE IS A VIRUS
… oder vielleicht eher andersherum? Ein pandemischer Text von Gomes / Thermann, auf den wir mit einer Einleitung der Autoren zum Abschluss des Triakontameron verlinken:
VER-ZEICHNEN
Die Überschrift dieses Künstler-Blogs von Musiker, Cartoonist und Schriftsteller Mazen Kerbaj – Follow what Mazen Kerjaj is doing instead of what he should have done – überspannt in geringeren oder weniger geringeren Abänderungen das Tagwerk vieler von ‚uns‘. Jedoch in kaum einer tatsächlichen Umsetzung gelangt das zu so einer Gewaltigkeit und lässt einen wieder und wieder fragen, what else should he have done. Einer dieser (An-)Fälle des Striche-auf-der-Seite-des-Pro-Ziehens.
Ver-Zeichnen II
In seinem Blog lädt Wolfram Ette im Zuge der Coronapandemie seit 40 Tagen Schreibinteressierte zu einem Kommentar-Dialog sich unterbrechender Stimmen ein: „Die hier folgenden Glossen sind Momentaufnahmen, idiosynkratisch und in vielen Fällen unverhältnismäßig. Aber nur die Übertreibung, besser: die Übertreibungen und Verzeichnungen können das in einem bestimmten historischen Augenblick liegende Potenzial erfahrbar machen. Sie sind Verkörperungen des Möglichkeitssinns, der sich strahlenförmig aus jeder einzelnen Gegenwart heraus ausbreitet.“
VER-MESSEN II
Auf coronodiaries.io werden zu Zeiten von Covid-19 persönliche Geschichten im Audioformat (maximale Länge: 2 Minuten) aus aller Welt und damit in verschiedenen Sprachen gesammelt, die dann allen Interessierten open source zur Verfügung stehen, z.B. für eigene kreative Projekte, journalistische Arbeit etc.
V E R W
Ver-schwinden
Texte über das Verschwinden und die Kunst des Verschwindens – „Texte für eine Zeit, in der Gewissheiten nicht mehr ganz so gewiss sind. Texte für eine Zeit, in der das Geschehene schon in der Sekunde des Geschehens kommentiert und dabei beinahe durchsichtig wird. Texte für eine Zeit, die uns entgleitet. Texte wie Zeitsplitter, die aufflackern, gelesen und vergessen werden. Heimliche Texte.“
I N D
U
N G
E N
Ver-einzelung
Auf der Plattform 54books schreiben unterschiedlichste Beiträger*innen an einem kollektiven Tagebuch, das Corona-bedingte Veränderungen in Kultur, Gesellschaft, Politik und Sprache in Form von „kleinen Gedankenmiszellen“ sammelt.
Strandgut, e[k]lekt[r]isch
Diese Seite ist Ergiebigkeit ohne Aufdringlichkeit, ohne Wiederholung –
denn dafür gibt es weder im elektrisch noch im stolpernden eklektisch
Platz. Electric Literature
ist Statthaben des sonst Marginalisierten, des häufig Zugeschwemmten,
das hier frei liegt. Eine Sammlung anspringender Objekte, die gedreht
und gewendet werden müssen, die Anlass für Überlegungen sind. Statt sie
zurück ins Meer zu werfen, konservieren sie sich und stehen bald im
eigenen Bücherregal.
2009 als non-profit Online-Zeitschrift gegründet, bildet Electric
Literature sowas wie den Anti-Kanon, die Kehrseite des maschinisiert
stampfenden Literaturmarktes.
UMWURF
„Also machte sich die demokratische Schnecke auf den Weg und wollte kein Witz sein, und wollte wirklich unter keinen Umständen ein Witz sein, aber seis drum, nicht wahr.“
Statt als wuchernde Textlandschaft im Atelier der Villa Stuck in München zog diedemokratische nun virtuell – eigentlich als Ausstellung zusammen gedacht und kuratiert, geschrieben und geplant, jetzt unter: www.diedemokratischeschnecke.de
u.a. von & mit Heike Geißler / Anna Lena von Helldorff / Thomas Lindenberg / Toni Schönbuchner
ZEIT / GLEICH
Fast zeitgleich mit dem „Triakontameron“ startet in der ZEIT das „Dekameron“-Projekt, allerdings im Wochenrhythmus: „Zehn junge Edelleute fliehen vor der Seuche in ein Landhaus bei Florenz und vertreiben sich die Zeit, indem sie einander Geschichten erzählen. Wir haben zehn Autorinnen und Autoren um eine zeitgenössische Neuauflage gebeten“ (ab Woche zwei verschwindet das Projekt allerdings hinter der Paywall – somit bleibt bspw. die zuletzt am 15.4. veröffentlichte Erzählung von Tilmann Rammstedt Abonnenten vorbehalten).
V
E
R
Ä
S
T E L U N G
–
P
O
L
Tägliche Akkumulation – jeden Tag eine neue Anreicherung oder Ablagerung hinter dem Präfix
VER
– POLLUNG
– STREUUNG
– BREITUNG
…
als VERlinkung zu weiteren Projekten, die sich der aktuellen Situation auf kreative Weise annähern und Verfahren (er-) finden, die helfen, mit der anhaltenden Vervielfältigung zu leben.
L
U
N
G
[per Mausklick auf das jeweilige Icon funktioniert die Vernetzung]
ZIMMERREISE
Mit Bernd Stieglers Tagestexten zu seiner eigenen Zimmerreise sieht sich der wissenschaftliche Zimmerreisen-Experte, dessen Buch „Reisender Stillstand“ in diesen Tagen in keiner guten Hausbibliothek fehlen sollte, aus gegebenem Anlass dazu angehalten, eine eigene Zimmerreise zu beginnen: Auf Facebook kann man Tag für Tag dabei zusehen, wie die die 42 Tage in den eigenen vier Wänden, die der Begründer der Gattung, Xavier de Maistre, im Jahr 1790 in einem Haus in Turin zubrachte, 230 Jahre später in Konstanz unter dem Titel Zimmerreise (revisited) wiederholt werden. Das Triakontameron freut sich über die Einblicke in diese Unternehmung, die uns ihr Autor auszugsweise zur Verfügung gestellt hat und beginnt mit dem Verweis auf dieses Duo-kai-Tettarakontameron seine Vernetzung mit anderen ähnlichen Projekten, die ebenfalls in Corona-Zeiten schreiben, lesen, posten, podcasten etc.
DISTANZ
TIME – DIME – TEARS – NICKEL
Die Popgeschichte ebenso wie der Volksmund beißt sich die Zähne an Metall aus, das gezahlt werden soll, um Tränen, vergeudete Zeit, Frust und Leid zu kompensieren. Wohin das Geld dann so fließen soll, ist nur bei Eddy Arnold klar.
Die Künstlerin meg zukin warf das alles zusammen und gründete eine Homepage, auf der jede*r Quarantäne-Gossip (If I had a nickel for every single word you said) gegen Spende veröffentlichen kann, wobei der Erlös einem guten Zweck zukommt.
ODER EBEN: a penny for your thoughts.
VERSAMMLUNG
Die „covid-teca“ ist ein spanisch-sprachiges Onlinearchiv-Projekt der Forschergruppe IberLab der Universität Granada. Gesammelt werden Beiträge aus unterschiedlichsten Bereichen, die ein breitgefächertes Bild der gesellschaftlichen Auseinandersetzung mit den sozialen, politischen und kulturellen Folgen des Coronovirus geben sollen – nicht nur in Spanien, sondern auch in den verschiedenen lateinamerikanischen Ländern.
KASSETTE
Die „Quarantine Tapes“ sind ein englischsprachiger Podcast von Paul Holdengräber, der mit unterschiedlichsten Menschen Interviews rund ums Thema social distancing und die Auswirkungen der Corona-Pandemie macht.
Besonders zu empfehlen ist das Gespräch mit Werner Herzog:
https://quarantine-tapes.simplecast.com/episodes/the-quarantine-tapes-002-werner-herzog